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Der Name Dietrich geht auf einen alten germanischen Rufnamen zurück. Typisch für einen germanischen Rufnamen ist die Zweigliedrigkeit, bei Dietrich bestehend aus den althochdeutschen Silben „diot“ oder „thiot“ mit den Bedeutungen Volk, volkstümlich und „richi“ oder „rihhi“, stehend für Herrscher, Reich, mächtig. Die gleichen althochdeutschen Silben des Namens Dietrich sind somit auch der Ursprung der Worte „Deutsches Reich“. Der Name Dietrich kann in seiner Bedeutung als „Volksherrscher“ oder „Volkskönig“ ¹ gedeutet werden. Anfangs wollten die Namensgeber bestimmte Ideale oder erstrebenswerte Eigenschaften damit ausdrücken. Eine bloße Kombination der Silben um Verwandtschaftsverhältnisse anzuzeigen, Dietrich etwa als Sohn einer Dietlinde und eines Friedrich, ist hier weniger wahrscheinlich. Denn die gleiche Silbenkombination aus „Volk“ und „mächtig“ gibt es auch im Altgriechischen als Demo-sthenes und im Keltischen als Touto-rix. Mit der Völkerwanderung ist der germanische Rufname Dietrich über Frankreich als Didier oder Thierry unter anderem bis nach Spanien als Todrico oder Italien als Teodorico gelangt.² Dessen englische Form ist Derrick.³ Als latinisierte Varianten gibt es Theodericus, Thidricus und Dietericus. Als gräzisierte Form ist Dyderikes überliefert. ⁴
Im Mittelalter war Dietrich einer der beliebtesten Namen, auch aufgrund der damals sehr populären Thidrekssaga bzw. Dietrichssage. ⁵ In diesem Sagenkreis lebte der angesehene Ostgotenkönig Theoderich der Große (um 451 bis 526) als Dietrich von Bern weiter. (Bern steht im Mittelhochdeutschen für Verona.) Doch auch noch ältere mythologische Vorstellungen wurden dieser Sagengestalt zugeschrieben, so sei er eine Vermenschlichung des germanischen Gottes Thor. ⁶ Auch in dem berühmten Niebelungenlied fand Dietrich von Bern als Idealgestalt des christlich-ritterlichen Helden ⁷ Aufnahme.
Als etwa im Spätmittelalter Familiennamen etabliert wurden, hat wohl ein Vorfahre namens Dietrich seinen Rufnamen an seine Nachkommen als Beinamen weitergegeben um die Abstammung zu benennen.
Ralf Dietrich
[1] Siehe u.a. Heinrich Schoenborn: Geschichte für Mittelschulen. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges, 2. Aufl., Leipzig/ Berlin 1915, S. 25.
[2] Siehe Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, 3. Aufl. München 2000, S. 18 u. 28 f.
[3] Siehe u.a. Horst Naumann/ Gerhard Schlimpert/ Johannes Schultheis: Das kleine Vornamenbuch, Leipzig 1982, S. 35.
[4] Vgl. Ernst J. Kleinschuster: Das große Ullstein Buch der Vornamen, Frankfurt am Main/ Berlin/ Wien 1990, S. 52 und Rosa und Volker Kohlheim: Duden – Familiennamen. Herkunft und Bedeutung, Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich 2000 und Horst Naumann (Hrsg.): Familiennamenbuch, 2. Aufl., Leipzig 1989.
[5] Siehe Horst Naumann (Hrsg.): Familiennamenbuch, 2. Aufl., Leipzig 1989 und Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon, Baden-Baden 1985, S 94.
[6] Vgl. Robert Koenig: Deutsche Literaturgeschichte, 1. Band, 24. Aufl., Bielefeld/ Leipzig 1893, S. 92.
[7] Siehe Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 5. Band, 19. Aufl., Mannheim 1988, S. 489.
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